Meine "alte" Sternwarte und wie ich zur Astronomie gekommen bin

Als Kind bekam ich einen Optikbaukasten geschenkt. Damit konnte man ein Mikroskop, ein Opernglas und ein astronomisches Fernrohr bauen. Speziell den Sinn des astronomischen Fernrohrs konnte ich nie begreifen, denn es hatte eine Objektivöffnung von vielleicht 10 mm und man sah damit weniger, als mit dem bloßen Auge. Trotzdem wurde ich neugierig und als später das Buch "Astronomie selbst erlebt" von Klaus Lindner kam, wurde das Interesse schon größer. Auch die Bücher von Bruno H. Bürgel und natürlich von Paul Ahnert hatten einen großen Einfluss. Ich baute das Brillenglasfernrohr, wie im Buch beschrieben, nach und konnte damit schon auf dem Mond die ersten Krater sehen. Damit war die Leidenschaft für dieses Hobby entfacht. Der Durchbruch im Astrohobby kam aber 1975, als ich vom mühsam zusammengekratztem Geld den Optikbausatz von Zeiss für 120,- Mark kaufen konnte. Noch heute besitze ich die Optik und nutze sie immer noch, gerne bei Urlaubsreisen. Nebenbei war auch die Fotografie ein wichtiges Hobby, vom Großvater hatte ich eine Dunkelkammerausrüstung geerbt. Ich konnte meine Filme selbst entwickeln und bald kamen auch die ersten Versuche, Himmelsobjekte abzubilden. Später hatte ich das Glück, eine Lehre als Maschinenbauer und dann als Kfz-Mechaniker zu machen, hier konnte ich dann viel zur Metallbearbeitung lernen und meine Basteleien wurden zusehends besser. Bei der Gelegenheit lernte ich auch einen Freund kennen, der dieses Hobby teilte und auch heute noch teilt. Zusammen waren wir oft an der Archenhold-Sternwarte in Berlin bei den Treffen des Kulturbundes. Als dann noch eine uralte Mechanikerdrehbank dazu kam, war es perfekt. Zu DDR Zeiten gab es wenig zu kaufen und das Geld war immer knapp. Die Möglichkeit Geräte selbst zu bauen war schon unheimlich viel wert. Selbst einen Computer habe ich selbst zusammen gelötet. Die Teilebeschaffung war manchmal abenteuerlich. Beziehungen waren alles. Auch heute noch baue ich meine Instrumente so weit, wie möglich selbst. Daraus entstand wohl auch meine Neigung, mit geringsten Mitteln und eigenem Engagement und Fantasie Ergebnisse zu erzielen.

USA 1990 - Hier mit 50/540 auf Telementor im wilden Westen

Meine "alte" Sternwarte lag in Gallun, einem Ortsteil von Mittenwalde, ca. 30 Kilometer südlich von Berlin. Das selbst gebaute Gebäude hatte ein nach Norden abfahrbares Dach und Stromanschluss.
Die eigene Sternwarte war der Höhepunkt meines Astronomie Hobbys, eigens hierfür konnte ich Ende der 70er Jahre einen Garten pachten. Vom Zaunziehen, die Sternwarte mauern, die Dachkonstruktion schweißen und nicht zuletzt einen Bungalow bauen, hatte ich eine Menge zu tun, aber es war ein Traum in Erfüllung gegangen. Viele Jahre habe ich hier beobachtet und eine Menge erlebt. Als dann jedoch das eigene Haus gebaut wurde, blieb zu wenig Zeit für den Garten übrig. Zum Haus gehört ebenfalls ein Garten, jedoch mitten in der Stadt. Die Nähe zu Wohnung bringt es mit sich, dass ich jetzt so viel beobachte, wie nie zuvor. Es ist ein Unterschied, nur vor die Tür zu gehen, statt ins Auto zu steigen, um zur Sternwarte zu kommen. Ob ich im Garten mal ein Gebäude bauen werde ist noch nicht klar. Jetzt habe ich mir einen Dobson und eine Barndoor Montierung gebaut, um mobil zu sein.

Innenansicht bei zurück gefahrenem Dach. Auf der 1b Montierung befindet sich das 120 mm Newtonteleskop und eine Schmalfilmkamera, mit der ich eine Mondfinsternis gefilmt habe. Später war das Mauerwerk im Inneren verputzt und der Fußboden mit Belag versehen.

Vor dem Bau Sternwarte musste ich meist vom Hof meines Elternhauses beobachten. Hier mein zweites Teleskop: Ein 80/840 Refraktor, das Objektiv und der Okularauszug von Zeiss, die restlichen Teleskopkomponenten waren selbst gebaut. Da aber die Erfahrung fehlte, musste ich das Objektiv, das im selbstgebauten Tubus verklemmt war und irgendwie keine wirklich guten Bilder lieferte, zur Reparatur an Zeiss schicken. Es bekam eine neue Fassung und liefert seitdem hervorragende Bilder. War viel Lehrgeld fällig. .

Manchmal bin ich mit meinem Freund Frank losgezogen, um gemeinsam zu beobachten. Hier im Kofferraum des Wartburgs meines Vaters liegt unsere Ausrüstung. Frank hatte einen 130 mm Spiegelteleskop, der Spiegel von Fa. Greßmann aus Falkensee geschliffen, um den ich ihn beneidete. Wir wollten seinerzeit eine Saturnbedeckung durch den Mond beobachten, die dann aber nicht zu sehen war. Warum auch immer ...

Ende der 70er Jahre konnte ich einen Garten pachten. Hier suche ich den besten Platz für die zukünftige Sternwarte. Zuerst stand hier nur mein Wohnwagen, später kam dann ein beheizbarer Bungalow, Stromanschluss und ein Brunnen. Das Besondere war dann ein Koaxialkabel, das von der Sternwarte zum Bungalow lief. Ich konnte am Ofen sitzen und mit Videokamera und Fernseher den Mond beobachten.

Die Säule bekommt ihr Fundament

Sonne mit dem 80/840 Aufnahme in Okularprojektion mit einer Praktica L auf PF2
(ein unsensibilisierter Positiv Schwarz Weiß Kopierfilm)

partielle Sonnenfinsternis fotografiert mit dem AS 80/840, Aufnahme in Okularprojektion mit einer Praktica L auf PF2  (ein unsensibilisierter Positiv Schwarz Weiß Kopierfilm)

Clavius, aufgenommen mit dem AS 80/840, Aufnahme in Okularprojektion mit einer Praktica L auf NP27
(hochempfindlicher Schwarz Weiß Negativfilm, 400ASA)

Weitere Mondaufnahmen mit vergleichbaren Aufnahmedaten, wie das obere Bild..

Serienaufnahme einer Mondfinsternis, Fokalaufnahmen mit dem AS 80/840

Protokoll mehrerer Mondaufnahmen. Habe mal versucht, etwas Ordnung in das Hobby zu bringen.
Ist bis heute aber nicht wirklich gelungen.

Mond am 19.5.1983 mit dem Brillenglasfernrohr aufgenommen. Das Brillenglas mit 1000 mm Brennweite (1 Dioptrie) ist auf 14 mm abgeblendet. Fokalaufnahme auf NP27 Schwarz Weiß Negativfilm mit einer halben Sekunde Belichtungszeit. Das Brillenglasfernrohr habe ich zum Anfang meiner Astrokarriere selbstgebaut, war aber niemals wirklich zufrieden damit...

Dunkelwolken im Adler handnachgeführt am Telementor auf  Schwarzweiß Film NP27

Sternbild Schwan handnachgeführt am Telementor auf  Schwarzweiß Film NP27

In Mittenwalde ist auch diese Aufnahme vom Andromedanebel mit einem Sonnar 4/300 entstanden, handnachgeführt am Telementor auf  Schwarzweiß Film NP27

Komet Hyakutake, aufgenommen mit Zeiss Biotar 1.5/75 im Jahr 1996


Am 24.8.2019 kam Dietmar Stachowski zu Besuch. Er brachte bei dieser Gelegenheit dieses Foto mit. Der ganze Nachmittagh war mit vielen Erinnerungen gefüllt-