Tipps zur Anschaffung von Grammophonen und Schellackplatten
 

Niemand wird als Experte und Sammler geboren. Es ist nötig, sich Erfahrungen und Wissen anzueignen, um die Freude an seinen Erwerbungen lange andauern zu lassen. Der erste Kontakt mit einem Grammophon findet sicher häufig auf dem Trödelmarkt statt. Hier bekommt man meistens auch ein paar passende Platten dazu, so daß der Spaß zu Hause gleich losgehen kann.
Vorab eine Antwort auf die
häufigsten Fragen: FAQ
Wenn man sich die Angebote genauer ansieht, ist aber sehr oft festzustellen, daß die Leute, welche ein Grammophon verkaufen, absolut keine Ahnung davon haben. Ich habe selbst erlebt, daß über den Zustand von Geräten bewußt oder aus Unwisenheit falsche Angaben gemacht wurden, was besonders bei höheren Anschaffungskosten sehr ärgerlich sein kann. Auch werden viele Geräte angeboten, die zwar in der Lage sind eine Schellackplatte irgendwie abzuspielen, diese aber dann schnell zerstören.
Grundsätzlich muß bedacht werden, das nach
jeder abgespielten Platte eine neue Nadel benötigt wird. Der Händler sollte Ersatznadeln dabei haben. (Man kann aber Nadeln auch leicht selbst beschaffen - über e-bay oder im Fachhandel. In meiner Link-Liste sind einige Adressen) Vorsicht bei sogenannten Langspiel-Nadeln. Diese greifen die Platte oftmals stärker an und es ist manchmal auch zweifelhaft, ob es sich hier auch wirklich um Langspiel-Nadeln handelt. Also hiervon besser die Finger lassen. Siehe auch in den Hinweisen zur Pflege von Schellackplatten.

Es ist eigentlich kaum ein Gerät aufzufinden, daß nicht in irgendeiner Form repariert, restauriert oder zusammengeflickt wurde.
Eine Ausnahme sind häufig Koffergrammophone. Diese sind zwar nicht so dekorativ, aber für den Einstieg sehr gut zu verwenden.
Ab 50,- Euro kann man schon ein brauchbares Koffergrammophon bekommen.
Wenn schon auf dem Flohmarkt gekauft wird, sich immer eine Platte vollständig vorspielen lassen. Nur so kann man sichergehen, daß das Laufwerk einigermaßen unbeschädigt ist.
Man sollte den Händler auch bitten, das Gerät selbst aufziehen zu dürfen, wenn er das ablehnt, sollte man auf den Kauf verzichten, da der Händler offensichtlich selbst nicht viel Vertrauen in seine Ware hat.
Beim Probelauf, zunächst ohne Platte, sollte auf die Geräusche achten, die das Laufwerk von sich gibt. Treten ab und zu laute Rumpelgeräusche auf, die das ganze Gerät erschüttern können, ist die Antriebsfeder nicht mehr richtig geschmiert. Hier ist in jedem Fall ein Zerlegen, Reinigen und Schmieren des Laufwerkes nötig, wenn man lange Freude daran haben will.
Das der Plattenteller rund laufen sollte, ist selbstverständlich.
Jedes Grammophon hat eine Möglichkeit, die Drehzahl des Plattentellers einstellen zu können. Dieser Drehzahlsteller muß überprüft werden, da nicht alle Platten mit exakt 78 Umdrehungen pro Minute laufen oder das Grammophon nicht richtig eingestellt ist. Bei laufender Platte den Steller vorsichtig betätigen, um zu prüfen, ob sich die Geschwindigkeit feinfühlig einstellen läßt.
Nicht übersehen sollte man die Plattentellerbremse, diese sollte in der Lage sein, den Teller auch bei voll aufgezogenem Laufwerk zu halten.
Wichtig: ein Plattenteller sollte nie von Hand in Abspielrichtung weitergederht werden. Es besteht die Möglichkeit, daß nach einigen Umdrehungen die Antriebsfeder ausrastet - die Folge ist eine aufwendige Reparatur der Feder !
Hat das Gerät diese Prüfung überstanden, sollte der Tonarm und die Schalldose in Augenschein genommen werden.
Nicht immer ist auf Anhieb zu erkennen, ob diese noch im original Zustand vorhanden sind.
Als Erstes sollte geprüft werden, ob alle Gelenke des Tonarmes leichtgängig und mit wenig Spiel arbeiten. Sind die Gelenke zu schwergängig, ist ein stark erhöhter Verschleiß der Schallplatte die Folge. Schlimmstenfalls springt der Tonarm und die Platte nimmt Schaden. Ist zu viel Spiel vorhanden, klappert der Tonarm und die gleichmäßige Führung der Schalldose ist gestört.

Weitere Beispiele

Bild 1

Der Auflagepunkt der Nadel ist weit vom Zentrum des Plattentellers entfernt. Das bedeutet, daß der Tonarm entweder wesentlich zu lang, oder zu kurz ist - also später angebracht.
Das hat außerdem zur Folge, das kleinere Platten 15 cm bis 20 cm nicht bis zu Ende abgespielt werden können. Diese Platten werden beim Abspielen mit so einem Grammophon sogar beschädigt. Im schlimmsten Fall entsteht ein Hänger.

 

 

Bild 2

Die Grammophon-Nadel steht im falschen Winkel zur Platte. In diesem Beispiel ist der Winkel zu klein. Das bedeutet, daß die Nadel schlecht in der Rille geführt wird. Schlimmer ist es, wenn der Winkel zu groß ist. Steht die Nadel fast senkrecht auf der Platte, wird der Verschleiß der Platte extrem erhöht.
Die Nadel sollte in "sieben Uhr" Position stehen, um optimale Verhältnise zu schaffen. Dieses Bild-Beispiel zeigt, daß die Schalldose dieses Grammophons nicht original sein kann.

 

 

Bild 3

Die Schalldose sollte senkrecht auf der Platte stehen. Durch die schief stehende Nadel wird der Verschleiß der Platte erhöht.
In diesem Beispiel ist zu erkennen, daß entweder der Tonarm zu niedrig, oder der Durchmesser der Schalldose zu groß ist.


Soweit zur Bewertung der Technik.
 

Jetzt sollte man sich das Gehäuse genauer ansehen. Verstopfte oder ungenutzte Schraubenlöcher deuten auf Veränderungen des Originalzustandes hin. Das muß zwar kein Problem darstellen, wenn das Grammophon zum reinen Vergnügen und gelegentlichen Abspielen von Schellackplatten angeschafft wird. Soll es aber als Sammelobjekt dienen und kostet es zudem noch viel Geld, ist es sehr ärgerlich, wenn sich später herausstellt, daß das Gerät verändert oder gar verbastelt ist.

 

Bild 4

Im linken Bild die häufigste Veränderung: Der Motor ist ausgetauscht worden.
Das Kurbelloch mußte neu gebohrt werden, das alte Loch wurde mehr oder weniger kunstvoll verstopft.

 

 

Bild 5

Hier gleich zwei verräterische Stellen: Im unteren Teil des Bildes die verstopften Löcher der früheren Trichterhalterung.
An der Trichterhalterung selbst die verzinkte Schraube mit Zylinderkopf - solche Schrauben wurden nicht verwendet. Schrauben hatten zu dieser Zeit - bis auf Ausnahmen - meist einen Halbrundkopf (wie im Bild 4). Schrauben waren auch niemals verzinkt. 

 
Hinweise zur Restaurierung und Reparaturen sind auf meiner "Werkstatt"-Seite

Hinweise zur
Pfege von Schellackplatten

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