Erfahrungen beim Restaurieren einzelner Geräte

Restaurieren eines Plattenschneidegerätes
 

Das erste Objekt ist ein namenloses, wurmstichiges Koffergrammophon. Der Zustand jetzt ist erbarmungswürdig. Die Schalldose schnarrt, Das Gehäuse ist so wurmstichig, das an einigen Stellen die Stabilität gelitten hat, Rost an vielen Stellen, einige Beschläge und Schrauben fehlen und der Bezug ist an vielen Stellen lose oder eingerissen
Nach dem Öffnen des Grammophons habe ich eine Hand voll Holzmehl ausgeschüttet, es war im Werk, im Trichter, kurzum überall.

 



Angefangen habe ich damit, etwas gegen den Wurmbefall zu unternehmen: Nach einigen Recherchen habe ich mich dafür entschieden, die Würmer durch Erhitzen abzutöten. Das Gehäuse lag eine halbe Stunde bei 75 Grad in der Backröhre - das hält kein Wurm aus ! Später haben sich einige tote Exemplare im Gehäuse gefunden. Die Befestigungsleisten für die Trägerplatte habe ich erneuert. Den wurmstichigen Bezug - ein Lederimitat habe ich sehr gut mit schwarzer Schuhcreme behandeln können. Die Oberfläche sieht fast wie neu aus. Selbst die Wurmlöcher sind unauffällig geworden. Lose Stellen des Bezuges habe ich mit Latex-Bindemittel geklebt. Auch die Klebestellen haben sich mit der Schuhcreme sehr gut verdecken lassen. Ist die Schuhcreme erst richtig eingezogen, färbt der Stoff auch nicht mehr ab.


Die Schalldose hat wenig Probleme gemacht. Das Schnarren ist durch Spiel der Nadellagerung entstanden. Die Schrauben ließen sich lösen und einstellen. Die verklebte Glimmermembran mit einem feuchten Tuch reinigen. Der Gummiring ist noch erstaunlich flexibel. Die Vernickelung konnte mit einem Haushaltsputzmittel gereinigt werden und ein winziger Tropfen Öl auf jedes Gewinde und Gelenk hat das Ganze abgeschlossen. Der Erfolg ist sehr gut - das Klirren bei der Wiedergabe ist verschwunden.



Das vorläufig größte Problem sind die Schrauben. Es sind alle möglichen Arten verbaut worden, jedoch mit angeknabberten, rostigen und verschiedenen Köpfen. Wo ich passende Holzschrauben mit Halbrundkopf auftreiben kann weiß ich noch nicht. Ebenso habe ich noch keine Idee, wo ich einen Verschluß für den Deckel herbekomme.

Regel Nr. 1: jede Schraube sollte gereinigt werden ! Eine Drahtbürste eignet sich am Besten dafür. Wenn eine Holzschraube nicht mehr faßt - keine größere nehmen, sondern ein paar Holzspäne in das Loch kleben, so daß die alte Schraube wieder paßt. Eine original Schraube ist durch Nichts zu ersetzen. Auch wenn die Chrom - oder Nickelschicht fehlt, sieht ein Tröpfchen Klarlack auf einer blanken Stahlschraube zur Konservierung besser aus als eine nicht passende, neue Schraube. Allerdings sollte der Schraubenkopf erst nach vollendeter Arbeit versiegelt werden.

Der Motor hat keine Probleme verursacht. Der Holzstaub wurde entfernt, die Lager geölt und das Ganze wieder eingebaut.
Beim Probebetrieb zeigte sich allerdings in unterschiedlichen Abständen ein Rumpeln, welches das ganze Gerät erschütterte. Ich glaubte schon, die Feder würde brechen !
Abhilfe konnte durch Ölen der Feder geschaffen werden. Dazu muß allerdings der Motor zerlegt werden. Das ist kein großes Problem, da die Feder im Gehäuse sicher "gefangen" ist. Der Motor muß allerdings abgelaufen sein. Nach dem Abheben des Deckels vom Federgehäuse konnte man das verhärtete Fett als Ursache erkennen. Die Feder war durch ihre Reibung nicht in der Lage, sich gleichmäßig zu entspannen. Da ich die Feder aber nicht demontieren wollte, habe ich das Fett mit einem Rostlöser (Caramba) getränkt. Beim anschließenden Aufziehen der Feder konnte man schon einen Unterschied bemerken. Jetzt läuft der Motor nahezu geräuschlos ! Besser ist es aber, die Feder auszubauen, richtig zu reinigen und mit frischem Fell versehen, wieder einzusetzen.

geöffnetes Federgehäuse



.

Hier die Überreste eins Grammophons vom Flohmarkt

 Als völlig verdrecktes, wurmstichiges und verrostetes Gebilde habe ich dieses Grammophon für 20,- € auf einem Flohmarkt bekommen. Es war wirklich kaum zu erkennen. Das Bild unten entstand erst nach mehrstündiger Reinigung - so gut es ging. Das Gerät gefällt mir, obwohl es keine Marke zu sein scheint. Es ist aber nicht verbastelt und sehr kompakt. Leider ist die Schalldose unvollständig, das Trichterknie und der Trichter fehlen. Hier würde ich mich sehr über Hilfe freuen, da ich eine derartige Schalldose noch nicht geshen habe und sie gerne wieder herrichten würde. Zum Größenvergleich liegt eine 17,5 cm Platte auf dem Teller.

 

 

Der Antrieb mit offenem Federgehäuse und stehender Regulatorwelle ist eine sehr billige Ausführung. Das Federgehäuse ist vernietet, was im Instandsetzungsfall sehr unangenehm ist. Da die Feder intakt ist, habe ich das komplette Gehäuse nur mit Benzin ausgespült und anschließend für einige Stunden in Öl gelegt. Die übrigen Bestandteile wurden nach der Behandlung mit Rostlöser mit einer feinen Drahtbürste gereinigt und anschließend wieder zusammengesetzt. Das Werk läuft aufgrund der gradverzahnten Räder ziemlich laut, aber gleichmäßig. Eine 20 cm Platte spielt problemlos durch, bei größeren Platten gibt es Probleme. Allerdings war die ersatzweie verwendete Schalldose auch recht schwer.

Die Aufnahme der Schalldose hat Standardmaß. Das Besondere ist die zusätzliche Arretierung rechts im Bild.

Die Schalldose ist leider nicht mehr vollstänig. Die Glimmermembran ist unversehrt, aber der Nadelträger fehlt vollständig und es ist auch für mich nicht erkennbar, wie er an der Schalldose befetigt ist. Es ist keine Bohrung oder Gewinde vorhanden und zwischen dem Körper der Schalldose und dem abschließenden Messingring waren außer der Membran und Resten der Gummiringen nichts vorhanden, was zum Nadelhalter gehört haben könnte. Hier bin ich für jeden Hinweis dankbar!


 

Links zum Thema Restaurieren:
Grammophon-Bastler - viele Angebote zur Beschaffung von Ersatzteilen, schön aufgemacht
Das
Radiomuseum Bocket von Hans Stellmacher hat hier einige interessante Tipps

Die Bücher: Grammophone und Phonographen von Ch. Proudfoot ISBN 3-7667-0562-8 und
Phonographen und Grammophone von Jüttemann
sind unentbehrliche Helfer zu allen Fragen der Instandsetzung und Restaurierung


Manchmal entsteht aus einigen alten Teilen ein "neues" Grammophon"

Homepage